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Nun ist es bereits über zwei Wochen her, daß ich wieder daheim am Bodensee angekommen bin und langsam wird es Zeit ein Fazit zur Tour zu verfassen und neue Herausforderungen anzupacken.
Wie das so ist gab es viele schöne, aber auch nachdenkliche und betrübliche Momente. Zudem versuche ich nochmal einen groben Überblick über meine Tour zu geben, so wie es jetzt meine
bereits verblassenden Erinnerungen hergeben.
Motivation
Anfangs wußte ich gar nicht so recht, wo ich nun eigentlich gelandet war und was ich hier eigentlich sollte, selbst das Packen und Entpacken des Gepäcks war mühsam. Bald aber stellte
sich eine Art Alltag ein - Essen, Radeln, Einkaufen, Schlafplatz suchen und so konnte ich das Reisen sorgenfrei genießen.
Nach rund der Hälfte ging es mir gesundheitlich nicht besonders gut und dank Gegenwind war meine Motivation zusätzlich auf Null gesunken - doch so leicht wollte ich nun auch nicht
aufgeben. Dank einer Pause und auch der Tatsache, meine Leser nicht enttäuschen zu wollen, rappelte ich mich wieder auf. Nachdem es jeden Tag besser ging, radelte ich somit auch noch
die restlichen 1500 km nach Hause.
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Zeiteinteilung
Ich wollte eine möglichst große Strecke in einer möglichst kurzen Zeit bewältigen, was mir für meine Verhältnisse denke ich auch gelungen ist. Bis auf die drei krankheitsbedingten
Pausentage war ich jeden Tag unterwegs und habe im Schnitt 100 Kilometer und 750 Höhenmeter am Tag zurückgelegt. Aber ehrlich gesagt würde ich zukünftig einen Pausentag pro Woche einplanen,
nach spätestens zwei Wochen ununterbrochenen Radeln geht das ganze doch ziemlich an die Substanz und die Motivation leidet ein wenig. Es ist auch nicht einfach die verbrauchten Kalorien
dem Körper wieder zuzuführen, so habe ich daheim erstmal zehn Tage weitergefuttert um wieder den Normalzustand zu erreichen.
Land
Spanien ist wirklich sehr vielfältig. Nach der touristischen Meeresküste folgte die bergige Sierra Nevada. Von dort landete ich etwas unerwartet in den unwirtlichen Halbwüsten Andalusiens
bis kurz hinter Linares eine Art Miniallgäu mit grünen Wiesen und Kühen auftauchte.
Die Sierra de Anjún war ein absolutes Highlight, die abstoßende Industrielandschaft Puertollanos und die ständig vorhandenen Zäune und Privatgrundstücke trübten das Vergnügen leider
ein bißchen. Es folgten die Sierra de Gredos, das schöne Städtchen Àvila sowie die Sierre del Urbion mit einer fantastischen 40 km langen Abfahrt durch eine kaum enden wollende Schlucht.
Die windigen Agrarflächen von Rioja, Navarra und Aragonien vertrieben mich schnell an die Ostküste. Das bergige Katalonien war aber wieder mein Freund, Südfrankreich mit seinen Stränden
und hügeligem Hinterland machte da keine Ausnahme. Das französische Jura raubte mir nochmal die letzte Kraft, aber gab mir mit seiner Postkartenidylle auch viel zurück. Danach war
ich bereits in heimatlichen Gefilden unterwegs und mußte nur noch gegen einen Fuchs und mit technischen Problemen kämpfen.
Leute
Wirklich toll fand ich die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die ich erleben durfte. Ohne die Couchsurfer, die mir bei technischen Problemen beistanden oder mir ein bißchen was
von ihrer Gegend und ihrem Leben zeigten, wäre die Reise weit weniger interessant und auch viel mühsamer geworden. Danken möchte ich auch Josep aus Katalonien, der mich einfach spontan
eingeladen hat sowie Wolfgang, der mich in seiner Ferienwohnung in Cunit wieder aufpeppelte.
Sprache
Auch ohne ein Wort Spanisch zu können, habe ich mich durchschlagen können. Aber ich gebe zu, daß es schon recht mühsam war, denn trotz Einig-Europäischer Union kann in diesem Land
kaum jemand Englisch oder Franzöisch sprechen. Zudem scheinen viele Spanier sich nicht vorstellen zu können, daß man sie nicht versteht: sie reden munter drauf los, auch wenn man ihnen
zu verstehen gegeben hat, kein Wort zu kapieren.
Sehr praktisch war das
Zeigewörterbuch von Langenscheidt, denn so kann auch der Gegenüber einem über die Zeichnungen verständlich machen, was er meint. Ein
Reisewörterbuch mit fertigen Sätzen kann da nicht mithalten, denn man kann zwar vielleicht seine Absichten übermitteln, hat aber keinen blassen Schimmer
was der andere antwortet.
Wetter
Mit dem Wetter ist es natürlich eine absolute Glückssache, ich würde sagen ich hatte weder übermäßiges Pech noch richtiges Glück.
Nach zwei Wochen setzte sich ein Hoch über Deutschland fest und ein Tief wanderte in meine Richtung. Das größte Problem war neben dem aufkommenden Regen, daß ich immer gegen den Wind
fahren mußte, denn dieser bläst bekanntlich vom Hoch zum Tief.
Bevor ich aber dauerhaft eingeregnet wurde flüchtete ich über die Pyrenäen nach Frankreich, wo sich das Wetter von Tag zu Tag besserte.
Insgesamt hatte ich nur einen richtigen Regentag, den ich bequem aussaß sowie ein paar Tage mit noch vertretbaren Duschen.
Fahrrad und Ausrüstung
Das Rad war für die Tour genau richtig um bequem Reisen zu können. Ich war jedenfalls sehr froh, daß ich vorher noch meinen alten Brezel-Lenker durch breite Handgriffe und Hörnchen
ausgetauscht hatte. Die neuen
Vaude Satteltaschen in Kombination mit der Aldi-Lenkertasche haben genügend Stauraum geboten - mehr will man bestimmt nicht transportieren.
Mit der Bekleidung bin ich eigentlich ganz gut hingekommen. Allerdings hätte ich mir Ersatzunterhose und -unterhemd sparen können, eine Garnitur für tagsüber und abends war vollkommen
ausreichend. Die Badehose habe ich leider auch vollkommen umsonst durch die Gegend gefahren, das Wasser war mir aber eh zu kalt. ;-) Neben den Radschuhen hatte ich ja noch ein paar
Badeschlappen, das hat sich auch bewährt.
Schlafen
Die Gewebeplane aus dem Baumarkt war Gold wert, wenn auch mit 550 Gramm nicht ganz leicht. Egal ob hohes Gras oder dreckiger Untergrund - man hat sich gleich wie zu Hause gefühlt,
war die Plane ausgebreitet. Mein Ultralight-Tarp aus Fallschirmmaterial hinterlies einen gemischten Eindruck: für den nächtlichen Tau und ein paar Regenspritzer ganz ok, aber größere
Tropfen werden nur abgebremst und spritzen durch. Da wäre vielleicht ein
Tarp wie dieses aus Nylon geeigneter
gewesen.
Schlafplätze in Spanien zu finden war zwar nicht ganz einfach, aber ich bin immer untergekommen. Das Biwakieren war nie ein Problem, man sollte das halt nicht gerade mit einer größeren
Gruppe machen. Campingplätze im inneren von Spanien sind aber rar gesäht, man ist also wirklich aufs freie Übernachten angewiesen.
Der Jahreszeit angemessen waren sowohl
Isomatte als auch
Schlafsack. Zunächst wollte ich mir einen neuen, kleineren und leichteren Daunenschlafsack zulegen, aber mein alter
NorthFace Cats Meow 3D lies sich ganz gut oben auf die Satteltaschen schnallen und so sparte ich mir das Geld lieber.
Essen
Die Entscheidung
meinen Kocher mitzuschleppen und den hohen Zeitaufwand ins Kochen
zu investieren erwies sich auch als richtig, denn gerade in Spanien war es vorteilhaft immer irgendein Fertigessen dabei zu haben und dadurch abends unabhängig von Ortschaften biwakieren
zu können, wo man wollte. Ein morgendlicher Kaffee war so auch recht schnell zubereitet. Ein bißchen teuer war damals zwar mein
Titankochtopf, aber das geringe Gewicht hat das wieder wettgemacht und so ein Ding hält ja auch ein paar Jährchen. Aber ich meine ich hätte die größere Variante
und hätte vor ein paar Jahren weniger bezahlt? Naja, die Rohstoffpreise haben in der Zwischenzeit ziemlich angezogen.
Meistens habe ich mein Essen aus kleinen Tante Emma Lädchen und Supermärkten bezogen. Die muß man in Spanien aber oftmals suchen, weswegen es sich empfiehlt jede Möglichkeit zum Einkaufen
wahrzunehmen. Erst ab Südfrankreich hat sich das dann deutlich gebessert und ich wußte oftmals nicht, wo ich zuerst was kaufen soll.
Technik
Mit meinem
Samsung Galaxy Tab hat das Schreiben der täglichen Einträge zwar länger als auf einem Notebook gedauert, aber man muß eben Kompromisse eingehen. Die Maße des
Geräts sind recht kompakt und das Gewicht mit 500 Gramm inklusive Zubehör noch erträglich. Lediglich die Akkulaufzeit könnte besser sein, so mußte ich mindestens alle drei Tage ans
Netz. Technisch tut sich in diesem Bereich aber momentan ziemlich viel, vielleicht kommen ja irgendwann doch mal die Brennstoffzellen auf den Markt um den stetig steigenden Energiehunger
dieser Tausendsassas zu bändigen.
Zur Navgation kam mein bewährtes Garmin 60Cx zum Einsatz, welches es leider nicht mehr zu kaufen gibt. Abgelöst würde es vom
Garmin GPSmap 62st, welches von den Bewertungen aber nicht so doll sein soll. Egal, solange mein Gerät funktioniert bleibe ich dabei, auch wenn man sich zwischenzeitlich
ein etwas größeres Display wünscht. Sehr zufrieden bin ich immer noch mit der Batterielaufzeit, mit einem Paar Mignonbatterien konnte ich zwei Tage navigieren. Dank einer genügend
großen Reserve mußte ich keine Angst haben, orientierungslos in der Pampa zu stehen.
Klasse war das
GorillaPod um Aufnahmen mit dem Selbstauslöser zu machen. Mit ein bißchen Übung geht der Aufbau ziemlich schnell und die Ergebnisse sprechen für sich - siehe
Bericht. Sehr leicht und günstig, was will man mehr.