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Wieder einmal hat ein Outdoorprodukt den Weg von den Bergfreunden zum Gipfelstürmer gefunden, um ausgiebig getestet zu werden. Es handelt sich um Trekkingstöcke von Exped - einer Marke, die in diesem Bereich einen eher nicht so hohen Marktanteil hat, weswegen ich umso mehr gespannt bin, was die Stöcke zu bieten haben.
Meine ersten, relativ schweren Leki-Stöcke aus den 90er Jahren haben über 10 Jahre mitgemacht, die Nachfolger haben nicht mal halb so lange überlebt. Entweder sind also meine Touren härter geworden oder die Qualität hat schlichtweg nachgelassen. Ein Grund mehr sich nach Alternativen umzuschauen, die es mittlerweile in ausreichend großer Zahl gibt.
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| Erster Eindruck und Ausstattung |
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Rein optisch kommen die Stöcke ohne großes Bling-Bling daher und halten sich mit dezenten und angenehmen grauen, blauen und schwarzen Farbtönen zurück.
Der Griff und der obere Teil des Stocks ist mit Moosgummi (EVA-Schaum) ummantelt und fasst sich gut an. Unterhalb des Griffs ist das Moosgummi geriffelt, um besseren Halt zu gewährleisten. Verstellbare Handschlaufen gehören natürlich auch dazu.
Das Klemmsystem des Stocks erfolgt über einen externen Klemm-Mechanismus, eine Art Schnappsystem. Als Material kommt Aluminium zum Einsatz, welches ich Carbon vorziehe, nachdem ich gesehen habe, wie einfach ein brandneuer Carbonstock beim Verkanten an einem Stein abgebrochen ist.
Dabei sind noch ein paar Schneeteller, welche von der Größe her eher für den Einsatz im weichen Schnee ausgerichtet sind. Ein Paar etwas kleinere Geröllteller wären noch wünschenswert gewesen, welche es wohl leider auch nicht als Zubehör zu kaufen gibt. Hier ist die Auswahl bei den größeren Herstellern natürlich besser.
Die Länge der Stöcke beträgt 70 cm im zusammengefahrenen und maximal 140 cm im ausgefahrenen Zustand und dürfte auch für größere Leute gut geeignet sein.
Eine Dämpfung ist nicht vorhanden und gibt es von Exped auch nicht bei anderen Modellen - ob man diese benötigt, ist Geschmackssache und muß jeder für sich entscheiden.
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| Klemmsystem |
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Das A und O bei einem Trekkingstock ist das Klemmsystem: Wer sich während der Tour über sich verkleinernde Stöcke durch sich lösende Schraubsysteme geärgert hat, weiß was ich meine. Wobei es nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich werden kann, wenn an einer exponierten Stelle der Stock einfährt und man das Gleichgewicht verliert.
Exped setzt hier auf eine Art Klemm-Mechanismus, welcher äußerst leicht zu bedienen ist. Ich habe diese Art bereits bei Black Diamond-Stöcken kennengelernt, der von Exped ist aber noch müheloser zu bedienen. Es macht sogar richtig Spaß, während der Tour die Stöcke an veränderte Bedingungen (Aufstieg/Abstieg/Hangquerungen) anzupassen.
Justieren kann man den Mechanismus mit einem Schraubendreher, welches ich leider zwischendurch bei einem Stock machen mußte. Danach hat dieser aber ordnungsgemäß seinen Dienst vollzogen. Ob sich die Justierschraube während der Tour irgendwann lockert, wird sich im Langzeittest zeigen. Ungünstig ist, daß man zum Festdrehen dann eben einen Schraubendreher mit dabei haben muß - ansonsten besteht keine Möglichkeit den Stock wieder fest zu bekommen.
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| Schneeteller |
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Wer öfters in den Bergen unterwegs war, hat sicherlich schon häufiger die verlorenen Schneeteller am Wegesrand entdeckt. Als der Markt hauptsächlich von nur von einem Hersteller beliefert wurde, konnte man diese ja wenigstens noch als Ersatz einsammeln. Egal wie groß der Vorrat war, bei zunehmender Abnutzung des Gewindes an der Stockspitze haben die Dinger trotzdem irgendwann kaum noch gehalten.
Exped hat sich bei der Befestigung der Schneeteller eine Art Dreh-Klemmsystem einfallen lassen (siehe Bild). Die Teller werden erst draufgesteckt und anschließend gedreht und sitzen ziemlich fest. Mangels Schnee und Langzeiterfahrung konnte ich jedoch leider noch nicht prüfen, inwieweit dies den harten Alltag übersteht. Es macht aber einen guten Eindruck.
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| Gewicht und Preis |
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Das Gewicht beträgt trotz Aluminiumrohren nur 250 Gramm pro Stock - selbst Carbonstöcke kommen meist nur auf Werte um die 200 Gramm. Wegen insgesamt 100 Gramm Zusatzgewicht braucht man meiner Meinung nach keine Kompromisse bei der Stabilität in Kauf zu nehmen, zudem bei Carbon ein deutlicher Aufpreis zu zahlen ist.
Vergleichbare Aluminiumstöcke mit gleicher Ausstattung wiegen dagegen schon meist über 300 Gramm.
Mit 94,95 Euro sind die Stöcke für Aluminumstöcke eher im oberen Preissegment anzusiedeln. Andere Hersteller locken zu einem ähnlichen Preis mit Carbonstöcken, was aber nicht unbedingt besser sein muß. Für die gute gebotene Qualität finde ich den Preis gerade noch angemessen.
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| Fazit |
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Nach vier Bergtouren bin ich begeistert von meinen neuen Begleitern und kann sie voll empfehlen. Bisher habe ich jedenfalls noch keine besseren in der Hand gehabt. Bei der Benutzung wirkten die Stöcke immer stabil und zuverlässig.
Der einzige Kritikpunkt ist die Arretierung des Klemmsystems - ich hoffe nicht, daß bei längerer Benutzung ein Schraubendreher mit zur Grundausstattung beim Bergausflug gehört.
Insgesamt kann ich trotzdem eine volle Kaufempfehlung aussprechen.
Positiv
ansprechende Optik und zurückhaltendes Design
oberer Schaft ebenfalls mit Moosgummi ummantelt
sehr leicht zu bedienendes Klemmsystem
innovativer Befestigungsmechanismus der Schneeteller
stabile Benutzung
geringes Gewicht
Negativ
Arretierung des Klemmsystems per Schraubendreher
keine Geröllteller
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| Nachtrag vom 10.03.2013 |
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Nach der zweiten Bergsaison hatte ich es mal wieder geschafft: Bei meiner Abschlusstour 2012 ist mir das untere Segment eines der Stöcke abgeknickt. Die Umstände waren etwas mysteriös, so bin ich lediglich mit meinem vollen Gewicht auf den Stock "gefallen", aber ohne ihn irgendwie zu verkanten.
Naja, das kann halt vorkommen - die Frage war nun ob ich dafür noch Ersatz bekomme und was dieser kostet. Hier überraschte mich Exped jedoch besonders postiv, denn für lediglich 11 Euro wurde ich über die Bergfreunde mit einem neuen Segment beliefert. Das finde ich mehr als fair und sticht in der heutigen Wegwerfgesellschaft besonders hervor.
Ansonsten haben die Stöcke mich auf allen Touren die letzten zwei Jahre begleitet. Egal ob im Schnee oder Fels, ich bin immer noch sehr zufrieden und hoffe, dass die Stöcke noch lange halten.
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