GipfelStuermer.de
GipfelStuermerin.de
Start
Über mich
Tourenberichte
Gipfelliste
Ausrüstung
Produkttests
Forum
Gästebuch


Klettern an der Hermann-von-Barth Hütte/Allgäuer Alpen Juli 1999

Mi, 14. Juli

Wolfebner Spitze gesehen von HvB-Hütte Morgens um 9.30 Uhr ging es los Richtung Allgäuer Alpen. Dabei sind natürlich ich :-) und Benjamin.
Nach einer problemlosen Fahrt kommen wir kurz nach Mittag in Elbigenalp/Lechtal an und nehmen nach einer kurzen Rast den Hüttenaufstieg in Angriff. Kurz nach der Ankunft beginnt es erstmal zu schütten und wir flüchten zunächst (vorerst das letzte Mal) ins Auto...
3 Stunden später haben wir (leider in feuchtem Zustand) die Hermann-von-Barth-Hütte erreicht. Da es inzwischen ziemlich ungemütlich geworden ist, beschließen wir den Rest des Tages auf der Hütte zu verbringen.
Die Nacht verheißt dann allerdings auch nichts Gutes: da das Dach zu dem Zeitpunkt repariert wurde und es fast unaufhörlich regnete, tropfte es teilweise in unser Lager!

Do, 15. Juli

Als der Wecker um 7.00 Uhr klingelt steht fest: es wird weitergeschlafen, da es immer noch regnet! Argh!
So gegen 9.00 Uhr meint Benjamin ich solle vielleicht doch mal aufstehen und so quäle ich mich aus dem Schlafsack.
Nach einem ausgedehnten Frühstück beschließen wir trotz Regenschauer die Kletterrouten an der Wolfebnerspitze einmal zu inspizieren, da man lediglich 20-30 Minuten bis zum Einstieg läuft.
Gegen 13 Uhr sitzen wir wieder auf der Hütte und warten auf Wetterbesserung.
Nachdem es nun schon 2 Stunden nicht regnet und ein bißchen aufgeklart hat, beschließen wir gegen 15 Uhr es einmal zu versuchen. Flugs sind die Klettersachen gepackt und die schlechte Laune vergessen (oder besser gesagt: aufgeschoben).

Da der Fels teilweise noch ein wenig feucht ist, beschließen wir zunächst eine nicht zu schwere Tour zu gehen und entscheiden uns für die Gerade Südwand:


Bezeichnung: Gerade Südwand
Route (in Topo rechts): 10
Route (in AV-Führer Allgäuer Alpen): R 1380
Wandhöhe: 100 Meter
Kletterlänge: 110 Meter
Zeit: 1,5 Stunden
Schwierigkeit: 5 und 5- (eine Stelle), Rest 3 bis 4+
Charakter: Feste, lohnende, mit DAV-Standhaken versehene logische Linie. Dementsprechend beliebt.
Erstbegeher: Heini Bader im Alleingang, 1930

Topo 1

Die Plattensüdwand - hier verläuft die Route unserer ersten Tour Der Einstieg in diese Route ist schon relativ schwer.. besonders da der 1. Haken recht hoch hängt und der Fels am Einstieg (da überhängend) noch ziemlich feucht ist.
Doch Benjamin schafft es irgendwie (im Nachstieg fand ich es eigentlich ziemlich einfach :-) ) und meistert die 1. Seillänge. Nach dem unangenehmen Einstieg im V. Grad übrigens eine sehr schöne Tour im IV. Grad.
Nachdem ich nachgekommen war, fragte ich nochmal nach dem genauen Verlauf der 2. Seillänge. Benjamin meinte "einfach gerade hoch", was ich dann auch machte. Angeblich erwartete mich irgendwas zwischen III und IV, was anfangs auch zutraf und so kletterte ich die ersten 30 Meter ziemlich zügig. Da ich dann aber weder einen Stand fand und wir ja auch mit 60 m Doppelseil unterwegs waren, entschloß ich mich weiterzuklettern.

Nur hätte ich vielleicht nicht Benjamins Rat folgen sollen und "einfach gerade" hochzuklettern, denn irgendjemand hat hier schließlich eine neue Route gemacht, die auch sehr schön mit Bohrhaken abgesichert war (siehe Topo: rote Route). Nur war diese "einfache" Tour auf einmal recht heftig.. ich schätze es wird so um die V+ (evtl. sogar VI-) gewesen sein.. auf jeden Fall für den Anfang recht heftig. Was auch noch dazu kam war, daß es ziemlich kalt war (höchstens 10 Grad) und ich so meine Hände regelmäßig wieder warmblasen mußte!
Der nun kommende Standhaken befand sich knapp unter einem kleinen Überhang, der übrigens auf dem Foto links gut zu sehen ist (vgl. mit Topo). Aber 3 m bevor ich dort ankam, fing es natürlich zu regnen an und so seilte ich mich halt wieder zu Benjamin ab. Schade, daß ich ihn gar nicht über "seine" IV scheuchen konnte.. ;-)
So endete dieser (kurze) Klettertag bereits wieder und wir waren gegen 18 Uhr (rechtzeitig zum Abendessen) wieder an der Hütte.

Fr, 16. Juli

Der Wecker klingelt.. ein Blick aus dem Fenster: zumindest regnet es nicht. Also schnell gefrühstückt und die Sachen gepackt, denn der Fels ruft!
Heute sollte es "zunächst" die Helle Schicht werden. Leider blieb es bei dieser einen Tour, da wir 1. dafür zu lange gebraucht haben und 2. es mal wieder regnen sollte. Aber nun erstmal von Anfang an.


Bezeichnung: Helle Schicht
Route (in Topo rechts): 3
Route (in AV-Führer Allgäuer Alpen): n/a
Wandhöhe: 180 Meter
Kletterlänge: 190 Meter
Zeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: 5 und 5- (je eine Stelle), Rest 3 bis 4 nach oben immer leichter
Charakter: Gebietskenner bezeichnen die "Helle Schicht" als die lohnendste Genußkletterei an der Wolfebnerspitze. Sie bietet durchwegs herrlich festen, plattigen Fels. Ein kleines Klemmkeilsortiment reicht zur zusätzlichen Sicherung aus.
Erstbegeher: Erwin Vonier und Gef.
Hinweis: Da wir teilweise Seillängen zusammengefaßt haben (durch 60 m-Seil), habe ich unsere Stände in rot durchnummeriert.

Topo 2

Die erste Seillänge durfte diesmal ich vorsteigen. Es begann schon recht alpin; nach 20 Metern kam der erste Haken. Aber da die Kletterei auch relativ einfach war, habe ich erst nach rund 10 m einen Friend gesetzt. Am Stand erwartete mich wieder (wie bei der gestrigen Tour auch) ein schöner DAV-Sicherheitshaken.
Benjamin kam nach und stieg die nächste Seillänge vor, die eher schon "Wander"-Charakter hatte: II bis III+. Dementsprechend schnell war ich dann auch bei ihm. Da die letzte Seillänge so einfach war, wollte Benjamin weiter vorsteigen und ich lies ihm (glücklicherweise) den Vortritt.
Benjamin beim Klettern kurz vor der Schlüsselstelle

Thorsten am selbstgebauten Stand Der nächste Stand nach 30 m wurde übergangen und so kletterte Benjamin weiter. Nach weiteren 25 m suchte er schließlich den Stand, fand aber keinen!
Gut, daß Benjamin vorstieg, denn ich hätte u.U. zwar auch einen Stand selber zusammenbekommen, aber er hatte mehr Erfahrung im Stand bauen. So baute er schließlich aus einem Friend und 2 Klemmkeilen einen recht vertrauenserweckenden Stand (siehe Foto links)
Bei ihm angekommen kam die letzte Seillänge im III. Grad dran und wir waren beide recht schnell oben auf der Scharte.

Nun folgte das Abseilen (und das so schnell wie möglich, denn es fing an zu graupeln - hörte allerdings kurze Zeit später wieder auf).
Da dummerweise die Abseilpiste auf der anderen Seite runterging und ich keine Bergschuhe dabei hatte, entschloßen wir uns auf der Seite abzuseilen, auf der wir hochgekommen waren.
Dazu verlängerten wir mit einer Bandschlinge (wie dämlich) die Sicherung oben und seilten ab.
Benjamin beim Abseilen

Hier handelte es sich gleich um 2 Fehlentscheidungen, denn:

  • Unten angekommen mußte Benjamin ungesichert ca. 15 Meter bis zum nächsten Stand abklettern, da das ganze ja hinten und vorne nicht reichte - hätte uns eigentlich bewußt sein müssen! Als ich mit abklettern dran war hat Benjamin mich später zwar gesichert, aber ein Sturz wäre in diesem IIIer-Gelände doch recht unangenehm gewesen.
  • Da wir das Seil durch eine Bandschlinge gefädelt hatten, liess sich das Seil nicht mehr abziehen! Ich fluchte und durfte durch den inzwischen nassen Kamin (teils mit Prusik gesichert) wieder hochklettern (das ist übrigens der Kamin, der rechts von der eigentlich Tour verläuft - siehe Topo). Als ich oben war habe ich mal getestet: so wie das Seil und die Bandschlinge lag, liess sich das Seil nicht einmal ein Meter unterhalb der Sicherung abziehen!
    Ich habe dann die Bandschlinge gegen eine Reepschnur ausgetauscht, bin abgeseilt und voilà!
Anschließend ging es die restlichen 2 Seillängen problemlos runter. Wir hatten übrigens ein paar Zuschauer: irgendeine holländische oder belgische Wandergruppe, die nur für eine Nacht auf die HvB-Hütte gekommen war, hatte noch einen kleinen Spaziergang gemacht und uns beim Klettern zugeschaut, bevor sie wieder ins Tal abstiegen. Wir hätten ja Geld verlangt, nur leider waren sie schon weg, bevor wir unten waren! :-)

Alles weitere ging auch sehr schnell: Abstieg in knapp 2 Stunden, ab ins Auto und schon waren wir wieder in der gefürchteten Zivilisation...

Im großen und ganzen waren es trotz Regen ein paar schöne Tage - auch wenn ich (und Benjamin sicherlich auch) gerne etwas mehr und auch schwieriger geklettert wären...

Benjamin beim Seilaufnehmen

Links: ich war auch dabei! :-) Rechts: Blick zur Rotwand


---
Topos/Beschreibungen: Pasold, Achim / Durner, Günther: Klettern im Allgäu & Ammergau. Die schönsten Kletterziele zwischen Oberammergau und Oberstdorf, Köngen: Panico 1992


Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden
Folge uns auf diesen Kanälen
Anmelden
Google+