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Weißseespitze und Weißkugel
Blick von Weißseespitze auf Weißkugel

Ankunft und Aufstieg
Zum Saisonauftakt standen dieses Jahr die Besteigung der Weißseespitze und Weißkugel auf dem Programm. Mit dabei waren diesmal seit langem wieder Patrick sowie zum ersten Mal Sascha und (neben mir) ein weiterer Torsten. Wenn im Bericht von Torsten die Rede ist, bin also nicht ich (Gipfelstürmer) gemeint.

Am späten Nachmittag traf ich die Gipfelaspiranten auf dem Parkplatz in Melag im Langtaufertal (1919 m), dem Ausgangsort für diese Tour. Nach einem schweißtreibenden, aber kurzem Aufstieg von rund 1,5 Stunden kamen wir auf der Weißkugelhütte (2544 m) an, welche bereits aus allen Nähten zu platzen drohte, da die Hütte stark überbelegt war.
Doch kein Problem, dachte ich mir, ich hatte ja wohlweislich reserviert. Aber irgendwie hat die Wirtin ob des Ansturms einiges durcheinander gebracht und so endeten wir zu viert in einem 3-Personen-Aldi-Zelt - super! Wobei es in dem überfüllten Lager sicherlich noch unangenehmer geworden wäre, wenigstens hatten wir es schön ruhig.
Weißkugelhütte sowie unsere Luxusbehausung
Die Weißkugelhütte, im Vordergrund ist unsere Luxusbehausung zu sehen.
Samstag, 31.07., Besteigung der Weißseespitze (3510 m)
Morgendlicher Aufbruch Richtung Weißseespitze
Morgendlicher Aufbruch Richtung Weißseespitze (Patrick, Torsten, Sascha).
Nach einer recht engen Nacht waren wir froh, als wir uns endlich aus dem Schlafsack schälen konnten. Nachdem wir uns in der Waschbaracke (mehr dazu später) frisch gemacht und in aller Ruhe das Frühstück eingenommen hatten, ging es gegen 8.30 Uhr los.

Die meisten der Hüttengäste waren bereits aufgebrochen, um die Weißkugel zu besteigen und am nächsten Tag, einem Sonntag, wieder absteigen zu können. Da wir glücklicherweise Urlaub hatten, wählten wir als Eingehtour die Weißseespitze, anstatt uns mit den anderen frühmorgens auf der Weißkugel zu drängeln.
Um die Tour abwechslungsreicher zu gestalten, wählten wir als Aufstiegsweg den Westgrat der Weißseespitze. Dazu wanderten wir zunächst gemütlich ins idyllische Falgin-Tal, von wo aus der Aufstieg zum P. 3111, einem nicht näher bezeichneten Punkt auf dem Grat zwischen Vorderer Karlesspitze und Weißseespitze, erfolgen sollte. An diesem Punkt endet im übrigen auch der häßliche Skilift, der Skifahrfreuden im Sommer auf den kaum geneigten Resten des Weißseeferners bringen soll. Ich hoffe inständig, daß der Lift auf die Weißseespitze niemals gebaut wird.

Aus welchen Gründen auch immer übersahen wir jedoch den markierten Weg zum P. 3111. Ehe wir uns versahen, befanden wir uns plötzlich in einer zu weit westlich gelegenen Schuttflanke, die uns direkt auf das Falginjoch (3099 m) führte.

Um zum P. 3111 zu gelangen, konnten wir entweder die eklige Schuttflanke wieder runter oder aber ein paar brüchige Grattürme in IIer-Kletterei überwinden. Da man nicht gerne absteigt, entschieden wir uns fürs Klettern.
Patrick und der Gipfelstürmer bei der Schutthatscherei
Patrick und der Gipfelstürmer bei der Schutthatscherei...
Kletterei auf dem Grat zum Ersten - Patrick, der Gipfelstürmer und Torsten
Kletterei auf dem Grat zum Ersten - Patrick, der Gipfelstürmer und Torsten.
Kletterei auf dem Grat zum Zweiten - Sascha und Patrick
Kletterei auf dem Grat zum Zweiten - Sascha und Patrick.
Auf dem Grat zwischen Falginjoch und Weißseespitze, im Hintergrund der Gipfel der Weißseespitze
Auf dem Grat zwischen Falginjoch und Weißseespitze, im Hintergrund der Gipfel der Weißseespitze.
Mehr als eine Stunde benötigten wir vom Falginjoch zum P. 3111, den wir schließlich um 11:30 erreichten. Da man dort den Blicken doof glotzender Sommerskifahrer ausgesetzt war, gingen wir jedoch noch ein Stück weiter, um einen Moment zu rasten - die Höhe machte sich doch schon ordentlich bemerkbar. Eigentlich wollten wir ja erst auf dem Gipfel länger pausieren, aber der Ausflug über die Schuttflanke und den Grat hat dann doch stark aufgehalten. Prinzipiell war ja auch genug Zeit, das Wetter war sehr schön und weitere Ziele sowieso außer Reichweite.

Firn gab es auf dem Westgrat nur wenig (siehe Bild), Ende August kann man die Weißseespitze über diesen Weg sicherlich schon als reine Wandertour machen.
Erschöpft kamen wir schließlich kurz nach 13:30 Uhr auf dem Gipfel an - wie sollte das nur morgen werden, wenn wir heute schon schlapp machten? Aber morgen ist ein anderer Tag. Nachdem eine achtköpfige Gruppe den Gipfel Richtung Rauhekopfhütte verlassen hatte, konnten wir es uns auf diesem erstmal gemütlich machen. Bei dem herrlichen Wetter genossen wir die Aussicht so lange wie möglich, doch nach mehr als einer Stunde mußte man schon wieder an den Abstieg denken. Dieser war zwar zum Großteil ein einfacher Gletscherhatscher, doch knapp drei Stunden braucht man eben doch noch bis zur Hütte.
Endlich - Pause auf dem Gipfel
Endlich - Pause auf dem Gipfel (Patrick, der Gipfelstürmer, Torsten)
Panorama vom Gipfel der Weißseespitze.
Panorama vom Gipfel der Weißseespitze.
Kleine Erfrischung auf dem Rückweg.
Kleine Erfrischung auf dem Rückweg.
Nach der angenehmen Rutscherei auf dem leicht fallenden Gletscher führt der Weg an den sogenannten Eisbrüchen vorbei. Die Wegebauer haben hier wieder einmal sehr gute Arbeit geleistet und die recht steilen Stellen mit jeder Menge Drahtseilen versehen.

Wie man auf dem Bild sehen kann, führen die Drahtseile auch durch einen Wasserfall. Als wir diesen naß passiert hatten, haben wir jedoch gemerkt, daß der eigentliche Weg um den Wasserfall herumführt - wir nahmen es aber gelassen. :-)
Um 17:30 Uhr hatte uns die Weißkugelhütte wieder. Eigentlich war uns für die kommende Nacht ein Lager in der Hütte versprochen worden, aber die Situation hat sich durch die Ankunft unangemeldeter Gäste nicht gerade entspannt. So sahen wir die Hütte nur während des Essens von innen - aber dieses war dafür phänomenal gut und viel! Es war zwar nicht unbedingt günstig (18 Euro für das Menü), aber sein Geld wert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hütten wurde man hier regelrecht vollgestopft - jedenfalls läßt sich mit so einem vollen Bauch ein enges Zelt besser ertragen.

Vor dem Schlafen gehen sollte aber wegen einer eventuellen Geruchsbelästigung im Zelt noch die "Waschgelegenheit" aufgesucht werden. Einziger positiver Aspekt: Warmwasser war (periodisch) vorhanden. So dachte ich mir nichts dabei und entledigte mich meiner Klamotten, um eine kleine Dusche zu nehmen. Gewohnheitsgemäß stellte ich das Wasser zum Einseifen ab - machte es aber ganz schnell wieder an, denn der Wind pfiff durch die Ritzen der Baracke, die eigentlich nur ein besserer Sichtschutz war. Zwischendurch wurde aus dem warmen Wasser wieder kaltes - da weiß man gar nicht, ob der Wind oder das Wasser kälter ist. Hätte ich das gewußt, hätte ich lieber Katzenwäsche im angrenzenden Bach gemacht.
Nicht, dass ich den Dusch-Komfort eines Hotels erwarte und brauche. Nur wenn schon, hätte man mit wenig Geld und Aufwand dieses abrißreife Teil etwas renovieren können. Eine Plastikfolie, die den Wind abhält, wäre ein Anfang.
Übrigens wollte die Wirtin allen Ernstes zunächst einen von uns in diesem klammen Ding, in dem das Abwasser im Boden versickert, auf einer Matratze übernachten lassen!
Unsere kleine Waschbaracke
Unsere kleine Waschbaracke.
Sonntag, 01.08., Besteigung der Weißkugel (3739 m)
Weißkugel von Norden. Im linken Teil ist der Langtauferer Ferner und das Weißkugeljoch zu sehen.
Weißkugel von Norden. Im linken Teil ist der Langtauferer Ferner und das Weißkugeljoch zu sehen.
Heute sollte es also endlich auf die Weißkugel gehen, die wir gestern schon die ganze Zeit bestaunen konnten. Ursprünglich wollten wir den Nordgrat angehen, da dieser aber mit mehreren größeren Spalten durchzogen und wohl auch recht ausgeapert und schwierig zu sichern war, verzichteten wir lieber darauf.

Da die Tour etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen sollte, ging es diesmal auch bereits um 7 Uhr los. Nach nur einem kurzen Abstieg von 80 Hm erreichten wir den Gletscher. Über einige Spalten springend bahnten wir uns den Weg über die gut zwei Kilometer lange Moräne. Nach gut einer Stunde hörte der Schutt auf, Zeit für eine kurze Pause und das Anseilen.
Es lag zwar genügend Firn, aber vorsorglich zogen wir die Steigeisen an - wir hätten sie jedoch getrost den ganzen Tag im Rucksack lassen können, denn der Weg bis zum Weißkugeljoch war ein gemütlicher Gletscherhatscher. Im Jahrhundertsommer dagegen machten Blankeis und unzählige Spalten den Aufstieg über den Langtauferer Ferner fast unmöglich!
Kurz nach 10 Uhr kamen wir schließlich auf dem Grat des Weißkugeljochs (3380 m) an. Eine Möglichkeit wäre gewesen, die Weißkugel unterhalb ihrer Ostflanke zum Hintereisjoch zu queren. Von dort führt schließlich der Normalweg über den Südwestgrat auf den Gipfel. Da wir jedoch zweimal die Weißkugel hätten umrunden müssen, hatten wir bereits die durchschnittlich rund 40 Grad geneigte Ostnordost-Flanke ins Auge gefaßt. Da diese machbar erschien, entschieden wir uns auch für diese.

Torsten ging es leider irgendwie nicht so gut, so wartete er lieber am Weißkugeljoch auf uns, er mußte schließlich abends noch nach Hause fahren und wollte sich lieber schonen.
Kurz vor dem Weißkugeljoch. Gut sichtbar ist die ONO-Flanke der Weißkugel.
Kurz vor dem Weißkugeljoch. Gut sichtbar ist die ONO-Flanke der Weißkugel.
Aufstieg zur Weißkugel über die ONO-Flanke.
Aufstieg zur Weißkugel über die ONO-Flanke.
Auf der Weißkugel - im Hintergrund der Normalweg über den Südwestgrat.
Auf der Weißkugel - im Hintergrund der Normalweg über den Südwestgrat.
Weißkugel Gipfel
Weißkugel Gipfel.
Nach rund einer Stunde waren die letzten 350 Höhenmeter zum Gipfel geschafft. Die Flanke selber war zwar recht steil, aber der Firn weich und so kein großes Problem.

Wir waren nicht ganz allein oben, da noch einige Seilschaften über den Normalweg aufgestiegen waren, doch der Andrang hielt sich in Grenzen. Nachdem wir unzählige Fotos gemacht hatten, ging es auch schon bald wieder runter, denn es war ziemlich kalt auf dem Gipfel.
Blick vom Gipfel der Weißkugel
Blick vom Gipfel der Weißkugel. Links Weißseespitze mit Gletscherplateau und den Eisbrüchen. Rechts die Langtauferer Spitze. Im Hintergrund (mitte rechts) ist gut die Wildspitze zu sehen.
Der Abstieg sollte, bis auf die ersten paar Meter vom Gipfel, recht schnell und kraftsparend werden, denn wie wir bereits beim Aufstieg festgestellt hatten, war es problemlos möglich, die ONO-Flanke runterzurutschen.

Ich habe es natürlich gleich mal wieder ein wenig übertrieben und mich sobald wie möglich auf den Hosenboden gesetzt, um insgesamt rund 200 Höhenmeter abzufahren - herrlich. Für Nervenkitzel sorgte dann auch noch eine Eisplatte (siehe graue Fläche links oberhalb der Bildmitte), für die es zu spät zum Bremsen oder Ausweichen war. Durch diese wurde ich derart beschleunigt, daß ich meinte, gleich die Schallmauer zu durchbrechen!
Jedenfalls wurde mir wieder einmal bewußt, wie schnell es bei einem unkontrollierten Sturz gehen kann und wie schwierig es ist auf einer Eisflanke zu bremsen.
Rutschpartie über die ONO-Flanke
Rutschpartie über die ONO-Flanke - gut zu erkennen sind unsere Spuren.
Rückweg über den Langtauferer Ferner
Rückweg über den Langtauferer Ferner.
Der Rückweg über den Langtauferer Ferner verlief entspannt. Doch man darf sich nicht täuschen lassen und sollte stets angeseilt gehen, denn Sascha brach mit einem Fuß in eine Spalte ein.

Gegen 15 Uhr waren wir bereits wieder an der Hütte, da Torsten ja noch absteigen und nach Hause fahren mußte. Alle anderen verbrachten einen geruhsamen Abend auf einer ziemlich vereinsamten Weißkugelhütte, die meisten Gäste waren alle weg. Da wir das Zelt nun gewohnt und nur noch zu dritt waren und auch keine Lust zum Umziehen hatten, verbrachten wir die kommende Nacht noch einmal darin.

Den nächsten Morgen stiegen wir wieder nach Melag ab. Sascha und ich nutzten den Tag für einen Ortswechsel ins Ortlergebiet und Patrick fuhr wieder nach Hause.
Fazit
Die Touren waren zum Eingehen und Akklimatisieren optimal. Pro Tag ist man 8-9 Stunden unterwegs und muß 1000-1200 Höhenmeter zurücklegen. Auch der Schwierigkeitsgrad ist zu Saisonbeginn angenehm, außer der ungeplanten Gratkletterei am Falginjoch und der Rutschpartie über die Eisplatte gab es eigentlich keine Stellen mit hoher Adrenalinausschüttung.
Möglich ist es auch noch die Langtauferspitze nach dem Abstieg von der Weißkugel zu besteigen.

Die Hütte hat einen etwas gespaltenen Eindruck hinterlassen. So war zum einen viel los und das Chaos vorprogrammiert, der Waschraum schäbig und das Zelt spartanisch. Andererseits hat das Essen und die gute Laune das dann wieder ausgeglichen. Und die Wirtin hat sich eigentlich auch stets gut um uns "gekümmert".
Blick ins Langtaufertal nach Melag
Blick ins Langtaufertal nach Melag.


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