Blick auf Ochsentaler Gletscher
Links Piz Buin, rechts Signalhorn
Zusätzlich gibt es:
Audio: Hüttenstimmung auf der Saarbrückner Hütte im MP3-Format (Dauer: 0:25 Min / 353 kb)
Video: Besteigung des Silvrettahorns im DivX-Format (Dauer: 1:28 Min / 4,7 MB)
1.Tag
Montag, 7. August 2000, Anfahrt und Aufstieg über das Hochmaderer Joch zur Tübinger Hütte.
Nach einer langen Schlechtwetterperiode schien es langsam wieder besser zu werden. Deshalb rief mich Patrick am Sonntagnachmittag an und wir beschlossen kurzfristig am nächsten Tag in die Silvretta aufzubrechen!
Es ging alles recht schnell und ehe ich mich versah, befand ich mich zusammen mit Patrick am Silvrettastausee auf ca. 2000 m Höhe wieder!
Am ersten Tag hüllten sich die Berge in Wolken...
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Am heutigen Tag war das Wetter noch alles andere als optimal - nass, feucht und ziemlich nebelig. Doch wenigstens hat es nicht geregnet und so gelangten wir trocken über das Hochmaderer Joch (2505 m) zur Tübinger Hütte.
Vom Hochmaderer Joch hätte man übrigens noch die Möglichkeit gehabt, den Hochmaderer (2823 m) zu besteigen, was wir dann aber aus Zeitgründen gelassen haben, da wir sonst erst um 21 Uhr auf der Hütte gewesen wären.
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Auf der Tübinger Hütte war es in der Stube übrigens ziemlich kalt, da die Wirtsleute scheinbar nicht da waren und die "Aushilfen" es nicht für nötig hielten den Ofen anzumachen.
Lediglich eine kleine Elektroheizung versuchte angestrengt, der Kälte zu trotzen.. hatte aber nicht viel Erfolg. So saßen wir eben im Fleece bei gemütlichen 17-18 Grad da und nahmen unser (diesmal ein Lob) ausgezeichnetes und reichliches Essen ein.
Auf dieser Hütte trafen wir 3 Tübinger, die wir in den nächsten Tagen noch ein wenig besser kennenlernen sollten. Am ersten Tag nahmen wir noch keine Notiz von Ihnen, das änderte sich aber, da wir mit Ihnen komischerweise auf allen 3 Hütten jeweils das gleiche Zimmer geteilt haben.
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Auf dem Hochmaderer Joch.
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2.Tag
Dienstag, der 8. August, Besteigung der Westl. Plattenspitze, der Westl. und Östl. Kromerspitze sowie Abstieg zur Saarbrücker Hütte
Das Wetter an diesem Tag schaute schon wirklich viel freundlicher aus, denn morgens begrüßte uns die Sonne und wir brachen motiviert auf.
Zunächst ging es auf das Plattenjoch (2728 m), wo wir kurz vor 10 Uhr ankamen. Hier zeigte sich schon, daß durch die vorangegangene Schlechtwetterperiode noch ziemlich viel Neuschnee lag.
Kurz vor dem Gipfel der Westlichen Plattenspitze.
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Nach einer kurzen Rast bestiegen wir in knapp 30 Minuten die Westliche Plattenspitze (2883 m), was wohl noch schneller gegangen wäre, wenn wir nicht hätten spuren müssen.
Auf der Hälfte des Weges zum Gipfel donnerte es dann einmal kurz, was allerdings wohl nur ein "Ausrutscher" war und wir setzten unseren Weg fort. Leider begann es dann auch zuzuziehen, aber als wir auf dem Gipfel ankamen riß es wieder etwas auf und wir konnten doch noch ein wenig die Aussicht genießen.
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Lange blieben wir jedoch trotzdem nicht und stiegen wieder zum Plattenjoch ab, von wo wir zur Schweizer Lücke querten. Anschließend stiegen wir (nach wenigen Metern Abstieg) weglos auf den Grat zur Westlichen Kromerspitze auf.
In leichter Kletterei erreichten wir dann gegen 13 Uhr die Westliche Kromerspitze (2865 m). Auch wenn diese Tour alpinistisch völlig unbedeutend ist, hatten wir an diesem Tag nichts großartiges mehr vor und so planten wir nach einer ausgiebigen Rast eine Überschreitung zur Östlichen Kromerspitze.
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Patrick auf dem Gipfel der Westlichen Kromerspitze...
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Ich auf der Östl. Kromerspitze. Im Hintergrund: Westl. Kromerspitze (Mitte rechts), Westl. Plattenspitze (Mitte links)
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Diese Überschreitung war dann eigentlich keine: über den Grat direkt zur Scharte abzusteigen ist sowieso nicht möglich, weswegen wir den Grat südlich umgangen haben. Doch auch hier muß man ein unangenehmes steiles (und bei uns nasses) Geröll-/Felsstück absteigen um in die Scharte zu gelangen.
Dieses Stück umgingen wir dann, indem wir ca. 70 Höhenmeter durch leider ebenfalls unangenehmes Gelände (da verschneit und recht steil) abstiegen. Stellt sich die Frage was wohl schlimmer war.
Der Aufstieg auf den Grat verlief dann problemlos und gegen 15 Uhr saßen wir dann auf dem Gipfel (bereits unser 3. an diesem Tag). Dieser Berg ist übrigens so unbedeutend, daß die Höhe nicht einmal in der AV-Karte drinsteht!
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Da wir Zeit hatten (bis zur Hütte dauerte es lediglich eine Stunde) und es auch nicht den Anschein machte, bald zu regnen, genossen wir nochmal in aller Ruhe die Aussicht auf das Große Seehorn (3121 m) und den Großlitzner (3109 m). Beides tolles Gipfel, wobei letzterer nur in IIIer-Kletterei erreichbar ist. Aber ich werde sicherlich wieder kommen um einen oder beide mal zu machen.
Vom Gipfel ging es dann einen schönen, nicht mehr so steilen und sogar markierten Grat hinunter zur Seelücke.
Von diesem Grat hat man die ganze Zeit Sicht auf die Saarbrücker Hütte bzw. von der Hütte natürlich auch auf den Grat. Anscheinend sah die (eigentlich ziemlich einfache, aber eben ausgesetzte) Kletterei wohl so beeindruckend aus, daß uns später ein Holländer an der Hütte beklatschte! War wahrscheinlich zum ersten Mal in den Bergen.. :-)
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Großlitzner (links) und Großes Seehorn (rechts) vom Plattenjoch gesehen...
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Auf der Hütte trafen wir dann auch die Tübinger wieder, mit welchen wir uns dann zum ersten Mal länger unterhielten, da wir zusammen an einem Tisch saßen. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag zur Klostertal Hütte und die Tübinger zur Wiesbadener, was bedauerlich war, denn wir verstanden uns mit ihnen recht gut. Umso größer war am nächsten Tag dann natürlich die Überraschung, als wir uns an der Wiesbadener wiedertrafen.
Abends gab dann der Wirt noch ein kurzes "Ständchen", welches natürlich besonders die Holländer/Franzosen/Engländer erfreute.
Um euch auch in den Genuß der Hüttenstimmung zu bringen, gibt es hier davon einen kurzen Mitschnitt als MP3 zum Download (353 kb) ! :-)
Links: der Hüttenwirt beim Musizieren, rechts: Patrick und die 3 Tübinger.
3.Tag
Mittoch, der 9. August, der Tag der Dreitausender.
Blick von der Winterlücke Richtung Litzner Sattel.
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Für eine Hochtour eigentlich ziemlich spät brachen wir wieder kurz nach 8 Uhr auf. Das lag aber eher daran, daß die Hütten in der Silvretta eher auf Wanderer oder Touristen ausgelegt sind und es frühstens um 7 Uhr Frühstück bzw. heißes Wasser gibt.
Der späte Aufbruch machte aber nix, da es dermaßen warm war, daß der Schnee in der Nacht sowieso nicht gefror und keine Gewitter am Nachmittag zu erwarten waren.
Nach einer Stunde waren wir auf dem Litzner Sattel, wo wir uns (vorläufig) endgültig von den Tübingern verabschiedeten.
Natürlich hatten wir wieder das Pech und durften den Weg vom Litzner Sattel zur Winterlücke, für den wir etwa eine Stunde benötigten, selber Spuren. Im "Schlepptau" hatten wir noch ein paar "Opas" sowie ein paar Franzosen (oder französische Schweizer), die aus verständlichen Gründen nicht überholen wollten oder konnten.
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Eine knappe halbe Stunde benötigten wir nun noch einmal um die kurze Strecke zum Klosterpaß zurückzulegen, da hier der recht steile und steinige Weg wieder ohne Spuren war.
In dieser Einsamkeit (die Franzosen und Opas kamen nicht hinterher) schreckten wir eine Gruppe Schneehühner auf, die aber leider zu schnell waren um fotografiert zu werden.
Nun wurde es langsam ernst, denn lediglich das Klostertal trennte uns noch von unserem Tagesziel, der Schneeglocke (3223 m) und dem Silvrettahorn (3244 m).
Gegen 12.30 Uhr (nach 1,5 Stunden Gehzeit) waren wir dann auf der anderen Seite des Tales angekommen und es ging auf den Klostertaler Gletscher. Er hatte zwar nur ein paar wenige Spalten, die aber durch den Neuschnee größtenteils verdeckt waren, weswegen wir uns vorsichtshalber anseilten.
Glücklicherweise brauchten wir die ersten knapp 200 Höhenmeter nicht zu spuren, da 2 Leute bereits vor uns aufgestiegen sind. Diese beiden hatten wir kurz zuvor vom Klosterpaß aus mittels Fernglas gesehen. Aufgrund der Tatsache wie dicht die beiden hintereinander gingen, kann man darauf schließen, daß sie wohl auf das Seil verzichteten.
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Meine ersten beiden Dreitausender: links Schneeglocke, rechts Silvrettahorn (von Nordwesten aufgenommen)
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Selbstverständlich stiegen wir nicht zur Rotflüh Lücke auf, sondern querten unterhalb der Nordwestabstürze zur Nordflanke um über diese auf den Gipfel der Schneeglocke zu gelangen.
Das queren kostete uns gehörig Zeit, da wir nun spuren mußten und immer bis zu den Knien im Schnee einsanken. Erst gegen 14.30 befanden wir uns auf knapp 3000 m und begannen nach dem Verstauen des Seils und einer kleinen Rast den Aufstieg über die Nordflanke.
Die Nordflanke der Schneeglocke. Aufgenommen am nächsten Tag aus dem Ochsental bei Königswetter. Deutlich sind die Trittspuren von unserem Aufstieg zu erkennen.
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Dies gestaltete sich dann auch schwieriger als angenommen, denn der Schnee war total weich und die 150 Höhenmeter hohe Flanke bestand quasi nur aus diesem 50-70 cm tiefen, weichen Schnee - und das bei einer Neigung von bis zu 50 Grad im unteren Teil!
Abwechselnd zwischen Fluchen (wegen des weichen Schnees: ein Schritt vor...) und Bangen (hoffentlich rutscht nicht die gesamte Flanke mit uns ab) kämpfte ich mich Schritt für Schritt hoch.
Auch muß ich zugeben, daß mir die Höhenluft hier nun doch schon etwas zu schaffen machte. Patrick dagegen kam in dieser Höhe und bei diesem Schnee scheinbar erst so richtig auf Touren (war ja nicht seine erste Hochtour) und war schnell verschwunden.
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Nach etwa der Hälfte verringerte sich dann endlich die Steigung auf bequemere 40-45 Grad und schließlich erreichte ich erschöpft, aber zufrieden den Gipfel gegen 15.30 Uhr und - und wollte gleich wieder absteigen. Denn das Wetter war sehr ungemütlich: der Gipfel war in Wolken, es graupelte, war windig und hatte eine Temperatur von knapp über 0 Grad!
Patrick hatte uns bereits ins Gipfelbuch eingetragen und so sahen wir keinen weiteren Grund auf dem Gipfel zu verweilen. Damit dauerte der Aufenthalt auf meinem ersten Dreitausender gerade einmal 5 Minuten - nicht mal ein Gipfelfoto habe ich geschossen!
Schnell befanden wir uns wieder auf 3190 m Höhe und Patrick wollte unbedingt weiter auf das Silvrettahorn. Ich streikte zunächst, da ich Bedenken wegen der späten Uhrzeit bekam und auch schon seit längerer Zeit um meine Füsse besorgt war: ich hatte Angst, daß sie in den relativ leichten Wanderschuhen erfrieren, ohne daß ich es merkte!
Nachdem ich mal nachgeschaut hatte und noch alles dran war, wie es sein sollte, entschied ich mich dann doch noch weiterzugehen, denn ein Abstieg zur Klostertal Hütte hätte auch noch einige Zeit in Anspruch genommen und da kam es dann auf die paar Minuten auch nicht mehr an.
Also ging es in leichter Kletterei zunächst über einen Felskamm, dann über den überwächteten Grat und schließlich auf den Gipfel!
Doch schaut euch das ganze am besten selbst an, denn ich habe keine Kosten und vor allem Mühen für euch gescheut eine Kamera mitzuschleppen und deswegen gibt es exklusiv und nur hier, das Gipfelvideo (1:28 Min / 9,5 MB) zum Downloaden!
Ich bin im Video leider nicht zu sehen (mußte ja filmen), aber dafür hört man mich die letzten Meter den Berg hochkeuchen. Zu sehen sind außerdem die Schneeglocke, sowie der Auf- und Abstiegsgrat des Silvrettahorns und ein Teil des Ochsentaler Gletschers.
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Erschöpft, aber glücklich auf dem Gipfel des Silvrettahorns.
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Diesmal machten wir trotz des Zeitdrucks eine wesentlich längere Gipfelrast als auf der Schneeglocke.
Spät gegen 17.30 Uhr begannen wir dann den Abstieg über den nicht besonders leichten Grat! Hier galt es einige IIer Kletterstellen zu überwinden, die bei Schnee und Nässe nicht ganz ohne sind; an einer steckte sogar ein Haken, den ich leider erst sah, als ich unten war.
An einer Stelle lies ich Patrick am Seil ab, indem ich den Pickel in den Schnee rammte und mit dem Fuß arretierte; er hat mich dann von unten gesichert, da mir die luftige Kletterei nicht soviel ausmacht (in dem Schneehang habe ich mich im Gegensatz zu Patrick wesentlich unwohler gefühlt).
Auf dem Grat sah ich noch ein seltenes (?) Naturschauspiel: ich habe meinen Schatten im Wolkenmeer über dem Ochsental gesehen und drumherum eine Art Gloriole.
Dieser Effekt ist ungefähr so zu beschreiben: ich stand auf dem Grat und schaute Richtung Nordosten/Ochsental. Die untergehende Sonne schien aus Richtung West/Südwest und ich sah in den Wolken deutlich meinen Schatten und diese Gloriole drumherum. Dieses Phänomenen wurde übrigens auch in einem der letzten DAV-Panorama-Magazine kurz erwähnt, leider wußte auch dort niemand eine physikalische Erklärung.
Auf dem Ochsentaler Gletscher
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Irgendwann ist dann aber auch der Grat überstanden und es ging nur noch über den Ochsentaler Gletscher. Hier ist anseilen übrigens Pflicht, denn es gibt viele Spalten, in denen schon einige verschwunden sind.
Jetzt hatte ich endlich die Gelegenheit das erste Mal in meinem Leben mit Steigeisen zu gehen - ging eigentlich recht gut, wenn die Dinger (da ich keine Steigeisenfesten Schuhe hatte) nicht dauernd vom Fuß gefallen wären.
So bin ich die letzten Meter dann halt über das Eis geschlittert.
Um 20.30 Uhr waren wir (nach über 12 Stunden) dann endlich auf der Hütte und haben sogar noch was zu essen bekommen. Die Tübinger haben wir natürlich auch getroffen, die leicht überrascht waren und denen wir nun einiges zu erzählen hatten.
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4.Tag
Donnerstag, der 10. August, heute gehts lediglich zurück zum Silvrettastausee.
Das Silvrettahorn vom Ochsental gesehen
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Eigentlich hatten wir an diesem Tag noch vor "geschwind" die Dreiländerspitze mitzunehmen. Patrick hatte dann aber absolut keine Lust mehr und auch ich war nicht unbedingt so versessen darauf, mich heute noch vollkommen kaputt zu machen. Eigentlich ein bißchen schade, denn heute war bestes Tourenwetter!
Doch so ließen wir uns gemütlich Zeit und stiegen erst gegen 9.30 Uhr zum Silvrettastausee ab. Beim Abstieg hatten wir gute Sicht auf das Silvrettahorn und die Schneeglocke. Die Nordflanke vom Vortag sah von hier unten übrigens nicht mehr so steil aus, aber es hat mir trotzdem gereicht.
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Man konnte von hier auch gut die "Horden" sehen, die über den Ochsentaler Gletscher wohl alle auf den Piz Buin wollten.. da wird es an diesem Tag wohl auch wieder recht voll gewesen sein.
Sehr voll war es auch am Silvrettastausee, da ein Bus nach dem anderen die alten Omas und andere Touristen die Silvrettahochalpenstraße hochkarrten, die den beschwerlichen Fußweg um den See entlang "wanderten"! Das war wieder einer dieser üblen Kulturschocks.
Gegen 12.00 waren wir dann wieder am Auto. Wir haben in der nächsten Ortschaft gemütlich zu Mittag gegessen und anschließend ging es dann wieder in die Heimat.
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"Autobahn" über den Ochsentaler Gletscher.
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Zum Schluß noch eine Übersicht:
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Mo
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Di
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Mi
|
Do
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Gesamt
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zurückgelegte Kilometer
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8
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5,5
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12,5
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7
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33
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Aufstiegs Höhenmeter
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550
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1000
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1100
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0
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2650
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Abstiegs Höhenmeter
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350
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650
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1200
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450
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2650
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