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Diesmal waren wir im Lechquellengebirge und hatten uns die Roggalkante vorgenommen.
Diese ist ein absoluter alpiner Klassiker und dementsprechend beliebt, dass man die Tour nur unter der Woche unternehmen sollte. Wir waren an einem Donnerstag unterwegs und hatten lediglich zwei Seilschaften hinter uns. Es kam aber kein Zeitdruck auf, da wir immer einen bequemen Abstand von zwei Seillängen zu diesen hatten.
Charakter: Schöne Wand- und Plattenkletterei, die nur in der Ausstiegsseillänge etwas brüchig ist, ansonsten wurde das lose Material von unzähligen Seilschaften bereits aus der Wand geräumt. Die Schlüsselstellen sind ordentlich abgespeckt, ich hatte aber schlimmeres erwartet. Die letzten drei Seillängen lohnen sich am meisten und bieten herrlich luftige Kletterei. Vorsicht, hier immer an der Kante bleiben und sich nicht verleiten lassen zu weit in die Westwand abzukommen.
Schwierigkeit: Die Kletterei der unteren drei Seillängen bewegt sich meist im dritten Schwierigkeitsgrad, der mittlere Teil und die eigentliche Kante dann hauptsächlich im vierten Grad. Die kurze, abgespeckte Schlüsselstelle soll eine V- sein, im schlimmsten Fall kann man sich aber an der Express hochziehen. Insgesamt sind neun Seillängen und rund 400 Klettermeter zu bewältigen, also eine durchschnittlich alpine Tour.
Absicherung: Die Stände sind gebohrt und hin und wieder verirrt sich auch mal ein Bohrhaken in eine Seillänge. Sprich man muss relativ viel selber absichern oder (noch besser) den Schwierigkeitsgrad gut beherrschen, so dass man auch längere Strecken ohne Zwischensicherung steigen kann. In den meisten Seillängen kommt man mit jeweils 2-3 zusätzlichen mobilen Sicherungsmitteln aus, das muss im Zweifel aber jeder für sich selber entscheiden.
Rückzug: Ein Rückzug ist möglich, sollte aber eigentlich nur im Notfall in Betracht gezogen werden. Gerade im oberen Bereich der eigentlichen Kante besteht beim Abseilen zwangsläufig die Gefahr, in die Nord- oder Westwand zu pendeln.
Abstieg: Der Abstieg erfolgt über den Normalweg, der durch die brüchige, südseitige Schlucht führt. Auch wenn mittlerweile überall Drahtseile angebracht und der Weg entschärft wurde, muss man sich beim Abstieg nochmal ordentlich konzentrieren um diesen äußerst unangenehmen Teil der Tour hinter sich zu bringen. Wichtig ist den Helm bis zum Ende der Schlucht noch aufzubehalten. Keinesfalls kann der Normalweg als Aufstiegsweg empfohlen werden - und wenn dann höchstens morgens wenn niemand absteigt und die Gefahr von Steinschlag besteht.
Zeit: wir waren eher im durchschnittlichen Tempo unterwegs und haben bis zum Einstieg eine gute Stunde und für die Kletterei inklusive Pausen rund fünf Stunden benötigt. Der Abstieg zieht sich nochmal, wir waren erst nach gut 1,5 Stunden wieder an der Hütte.
Fazit: Schöne Kletterei mit dem gewissen alpinen Prestigecharakter, allerdings gibt es an der Roggalspitze noch schönere Routen, die eben nicht so bekannt, dafür aber auch weniger überlaufen sind. So haben wir einen Tag später die Kombinationstour "Kerstin Grundke Gedächtnisweg" (6. Grad, Westwandvorbau) sowie die "Direkte Westwand" (5-) gemacht. Diese Tour ist mit 12 Seillängen viel länger und auch schwerer, wobei der schwerere erste Teil plaisirmäßig, der Rest alpin abgesichert ist. Eine Alternative zur Nordkante ist die Route "Schiffsbug" (6-), die zunächst parallel in der Westwand verläuft und sich im oberen letzten Drittel mit den schönsten Seillängen der Nordkante vereint.
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