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Die Höfats - rechts der ungefähre Wegverlauf (vom Fürschießer Sattel aus gesehen)
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Vorgeschichte |
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Die Höfats ist ein sehr ungewöhnlicher Berg: sie besitzt 4 Gipfel, die zwischen 2257 m und 2259 m hoch sind, wobei West- und Ostgipfel gerade mal 200 m Luftlinie voneinander entfernt sind. Oft wird die Höfats vom Aussehen her mit einer "gotischen Kathedrale" verglichen.
Das markanteste an der Höfats ist aber, daß sie bis obenhin mit Gras bewachsen ist und somit zu Recht als "Königin der Grasberge" bezeichnet wird.
Vor allem aber ist die Höfats das Allgäuer Wahrzeichen, was mich und Michael als Allgäu-Spezialisten zu diesem Berg trieb.
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Die Überschreitung der Höfats, die vom Westgipfel über den Zweiten Gipfel, Mittelgipfel und Ostgipfel führt, sollte recht anspruchsvoll werden, laut AV-Führer war eine Stelle im III. Grad zu bewältigen und über die Schwierigkeiten im Gras lagen nur widersprüchliche Angaben vor (von: "nur mit Steigeisen begehbar" bis "80 Grad Grasflanken").
Übrigens kann die Tour zwar auch vom Ost- zum Westgipfel (also in umgekehrter Richtung) begangen werden, jedoch muß man dann die III abklettern, was nicht unbedingt zu empfehlen ist, weswegen sich die Erstbegeher an dieser Stelle auch abgeseilt haben.
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Dies war übrigens meine erste gemeinsame Tour mit Michael, mit dem ich mich schon längere Zeit via Email über die Allgäuer Alpen und alle möglichen und unmöglichen Touren in diesem Gebiet ausgetauscht habe.
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1. Tag, 19.08.2000: Anreise und Übernachtung in Spielmannsau |
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Micha in der Nähe von Gerstruben, im Hintergrund die Höfats.
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Die Höfats-Überschreitung kann zwar gut an einem Tag von Oberstdorf durchgeführt werden, jedoch wird das ganze doch ein bißchen knapp, wenn man erst anreisen muß.
Deswegen entschlossen wir uns ein Quartier in Spielmannsau zu besorgen (in Gerstruben gibt es seit diesem Jahr leider keine Möglichkeit mehr zu übernachten).
Da wir genügend Zeit hatten, liefen wir noch geschwind nach Gerstruben und dann noch ein Stück weiter ins Dietersbachtal hinein, um schon einmal den Einstieg zur morgigen Tour zu suchen, der schnell gefunden war.
Anschließend ging es gemütlich nach Spielmannsau.
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2. Tag, 20.08.2000: Überschreitung der Höfats und Abstieg übers Oytal nach Oberstdorf |
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Kurz vor 8 Uhr ging es dann endlich los!
Zunächst ging es wieder den gleichen Weg wie am Vortag entlang nach Gerstruben und weiter ins Dietersbachtal.
Am Wegesrand trifft man bald auf einen Felsblock mit einem Kreuz. Kurz danach (nach dem Überqueren eines Baches) geht bereits der Pfad Richtung "Innerer Höfatstobel" ab, der vom Wanderweg zunächst nicht zu erkennen ist.
Man sollte sich auch nicht vom Stacheldrahtzaun aufhalten lassen, der zu überwinden ist!
Nach spätestens 100 m sollte man eine deutliche Steigspur gefunden haben, ansonsten ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch.
Nachtrag Juli 2012: Da das Bergwachtbiwak mittlerweile nicht mehr besetzt ist, wächst die Spur dorthin immer mehr zu. Es soll nicht mehr so leicht sein, den Weg zu finden - man sollte dies in seiner Planung berücksichtigen. Eventuell ist es leichter übers Älpele aufzusteigen und die Tour in umgekehrter Richtung durchzuführen - dann müssen die schweren Stellen allerdings im Abstieg bewältigt werden.
Wir hatten jedoch keine Probleme, den Weg zu finden und so ging es nach wenigen hundert Metern auf den untersten Rücken des Südwestgrates. Hier hat man erstmals Kontakt mit steilen Gras- und Schrofenhängen. Viel schlimmer (von der Steilheit) wie hier wird es eigentlich fast nicht mehr, nur noch ausgesetzter. Sollte man aber bereits hier Probleme haben, wäre es mit Sicherheit besser umzudrehen.
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Blick zur Höfatswanne.
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Hat man dieses steile Stück erstmal überwunden geht es wieder harmloser in einer langen Rechtsquerung zur Höfatswanne (siehe Bild oben) und in dieser hoch bis man auf die Biwakschachtel der Bergwacht trifft.
Hier haben wir eine gemütliche Pause eingelegt und erstmal die Hütte gründlich inspiziert, da die Bergwachtler gerade unterwegs auf einem Rundgang zum Westgipfel waren. Eine ziemlich enge Angelegenheit, aber doch recht gemütlich.
Wir konnten es natürlich auch nicht lassen und haben ein wenig im "Hüttenbuch" geschmökert: so kam es schon vor, daß ein Bergwachtler eine ganze Woche im August eingeschneit war und um ihn herum die ganze Zeit Lawinen abgingen.
Zusätzlich war es noch so kalt, daß ihm dauernd der Hahn der Gasflasche zufror! Bei uns dagegen schien glücklicherweise die Sonne und die Temperatur lag bei weit über +20 Grad.
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Ich auf dem Höfats-Westgipfel, im Hintergrund der Hohe Ifen.
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Kurz nach verlassen der Hütte kamen uns dann auch die Bergwachtler entgegen, mit denen wir erstmal einen kleinen Plausch hielten.
Nach dieser Stelle wird es dann wieder etwas steiler und auch felsiger.
Weiter dem Pfad folgend kamen wir dann gegen 14 Uhr auf dem Westgipfel an.
Das letzte Stück auf den Westgipfel war wieder eine recht steile Angelegenheit, hier konnte ich erstmals meinen Pickel einsetzen, der zwar nicht unbedingt notwendig ist, aber einem doch eine bessere Sicherheit verleiht.
Michael war übrigens sowohl ohne Stöcke als auch ohne Pickel unterwegs - naja, es geht natürlich schon, aber... :-)
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Blick vom Westgipfel auf Mittel- und Ostgipfel.
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Nach der ausgedehnten Rast auf dem Westgipfel kam endlich die Königsetappe: die Überschreitung!
Vom Westgipfel geht es zunächst wieder wenige Meter den gleichen Weg hinunter und anschließend in die Scharte zum Zweiten Gipfel.
Hier finden sich wieder Steigspuren, man kann sich also bei guten Verhältnissen nicht verlaufen (was auch schwierig sein dürfte, da einem nicht viele Variationsmöglichkeiten bleiben).
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Edelweiß auf dem Zweiten Gipfel.
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Zunächst quert man den Zweiten Gipfel ein Stück auf seiner Westflanke.
Der Pfad endete nun ziemlich plötzlich und da wir die 60 Grad (!) steile Grasflanke nicht direkt zur Höfatsscharte queren wollten, entschieden wir uns, diese 60 Grad lieber hoch, auf den Zweiten Gipfel, zu klettern.
Glücklicherweise ist das Gras gestuft, weswegen es technisch keine großen Probleme macht (mit Pickel sowieso nicht), dafür aber eine Portion Mut und eine sehr gute Trittsicherheit erfordert, da ein Ausgleiten an dieser Stelle (bzw. eigentlich überall bei der Überschreitung) ein ziemlich tragisches Ende nehmen würde.
Ein Sichern mit Seil ist übrigens schlecht möglich (kaum natürliche Sicherungsmöglichkeiten oder Haken) und man sollte sich das ganze schon frei zutrauen, da man ansonsten keine Freude an der Überschreitung hat.
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Aufstieg zum Mittelgipfel.
(Vollbild)
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Abstieg vom Mittelgipfel.
(Vollbild)
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Nach ca. 15 Minuten kamen wir auf dem Zweiten Gipfel an (übrigens der einzige Gipfel ohne Gipfelbuch) und uns begrüßte ein kleiner Strauß Edelweiß! Edelweiß ist übrigens eine sehr häufige Pflanze an der Höfats (deswegen auch die Präsenz der Bergwacht, da Anfang des 20. Jahrhunderts der Bestand fast ausgerottet wurde). Nur in diesem Jahr gab es leider ziemlich wenig davon - schade!
Nach einem kurzen Päuschen ging es weiter, der Mittelgipfel wartete. Zur Höfatsscharte ging es nun weniger steil hinunter (rund 45 Grad) und ebenso steil wieder hinauf zur waagrechten, rund 60 m langen, Schneide des Mittelgipfels, die man nach lediglich 10 Minuten Kletterei erreicht.
Hier findet sich wieder ein Gipfelbuch, in das ich eine Widmung zur Erinnerung an J. Enzensperger schrieb, den Höfatsbezwinger schlechthin, durch dessen Höfats-Berichte ich erst auf die Idee mit der Überschreitung gekommen war. Die Tour ist bislang übrigens auch noch nicht sonderlich überlaufen: das Gipfelbuch von 1987 war noch nicht besonders voll.
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Ich auf der Schneide des Mittelgipfels.
(Vollbild)
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Luftiger Aufstieg am Nordwestgrat des Ostgipfels, knapp unter mir die Schlüsselstelle.
(Vollbild)
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Kurz noch ein Foto gemacht und schon ging es weiter zur nächsten (ziemlich schmalen) Scharte, aus der sich turmartig der Ostgipfel erhebt.
Nun kommt die Schlüsselstelle: ein kurzer, leicht überhängender Riß im III. Schwierigkeitsgrad, den es zu überwinden gilt.
Enzensperger hat bei seiner Begehung 1896 diese Stelle links umgangen, was klettertechnisch sicherlich leichter sein dürfte, jedoch ist das ganze noch ausgesetzter und ohne Seil viel zu gefährlich, da man auf einem kaum handbreiten Grassimms in die Nordwand quert.
Trotz allem hilft es nichts, hier gilt es nochmal allen Mut zusammenzunehmen: ich hielt den Atem an und kletterte hoch. Auf dem Foto links sieht man mich kurz über der Stelle.
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Nun ging es nur noch wenige Meter hoch und nach insgesamt 55 Minuten standen wir bereits auf dem Ostgipfel! Eigentlich schade, daß es so schnell ging.
Da wir hier wieder auf Leute trafen, haben wir uns gleich mal von ihnen fotografieren lassen.
Hier pausierten wir schließlich nochmal ein Weilchen um dann innerhalb einer Stunde zur Käseralpe "runterzuchecken" (Originalton Micha). Doch die Zeit drängte, denn es war kurz vor 17 Uhr und um 19 Uhr fuhr der Zug, also "zogen" wir geschwind ein Radler auf selbiger und rannten in den restlichen 2 Stunden nach Oberstdorf.
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Gemeinsam am Ziel - dem Ostgipfel.
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Fazit und Warnung! |
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Eine sehr schöne Tour an einem sehr schönen Sommertag - ich werde die Tour mit Sicherheit irgendwann noch einmal machen!
Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Bergtour nur für wirklich Erfahrene geeignet ist!
Man muß nicht nur absolut schwindelfrei und trittsicher sein, sondern neben der passenden Ausrüstung (die je nach Verhältnissen entsprechend gewählt werden muß!) auch auf eine mehrjährige Berg- und Klettererfahrung zurückgreifen können.
Nachahmern kann ich auch nur empfehlen, richtig gutes Wetter abzuwarten, denn ein plötzlicher Regen (ebenso wie zu wenig Erfahrung) hat leider schon so manchem Bergsteiger an der Höfats das Leben gekostet.
Hält man sich jedoch an die Regeln, dann erwartet einen meiner Meinung nach auch eine der interessantesten Allgäuer Touren.
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