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Heilbronner Höhenweg EXTREM
Heilbronner Höhenweg 2002
 Vorgeschichte

Heilbronner Höhenweg
Der Heilbronner Höhenweg mit Trettachspitze, Mädelegabel,
Hochfrottspitze, Bockkarkopf und Hohem Licht (von rechts).
(Vollbild)
Ursprünglich befand ich mich eigentlich schon auf dem Heimweg.

Da das Wetter aber diesen Sommer total chaotisch und entgegen aller Erwartungen nun für den folgenden Tag doch noch gutes Wetter in Sicht war, blieb ich kurzentschlossen noch einen Tag in den Bergen. Eine nette kleine Tagestour sollte es werden - nur ein kleiner Abstecher aus dem Tal auf den Kratzer (2427 m), da Micha nun bereits schon drei Mal oben war und ein Besuch von mir immer noch ausstand.

Aber es sollte alles anders kommen. :-)

 Aufstieg zum Kratzer

Nach einer erneuten Biwaknacht am Parkplatz der Griesbachalpe in Grisau geht es gegen 7.30 Uhr in Holzgau los. Das Wetter ist schön, auch wenn über das Mädelejoch eine Wolke von Oberstdorf herüberweht.
Es geht zügig voran und so bin ich schon eine Stunde später kurz hinter der unteren Roßgumpenalpe. Doch was ist plötzlich mit dem Wetter los? Plötzlich weht ein starker Wind und eine geschlossene Wolkendecke hat sich über den ganzen Horizont ausgebreitet - dabei hat der Wetterbericht von vor 3 Stunden gutes Wetter vorausgesagt! Ist das Wetter nun so konfus, daß nicht einmal der Wetterdienst das Wetter für ein paar Stunden vorhersagen kann?
Nach eifriger Diskussion mit entgegenkommenden Wanderern war ich schon kurz davor das Handtuch zu werfen. Doch plötzlich entdecke ich einen Hoffnungsschimmer - ein blauer Fleck am Himmel! Also kann die Wolkendecke doch nicht so dicht sein und ich entschließe mich zumindest mal bis zum Mädelejoch zu gehen.
Dort komme ich - trotz der Verzögerungen - dann um 9.30 Uhr an. 400 Höhenmeter Aufstiegsgeschwindigkeit beim Eingehen trotz Unterbrechungen und Verzögerungen - das läßt zumindest hinsichtlich meiner Kondition hoffen. Das Wetter hat sich immer noch nicht wesentlich gebessert, aber ich entscheide zumindest den Aufstieg auf den Kratzer zu versuchen.
Kurz nach 10 Uhr ist es dann soweit: innerhalb von 15 Minuten reißt die komplette Wolkendecke auf, der Wind legt sich - und strahlender Sonnenschein begrüßt mich! Wirklich verrückt das Wetter.
Der Kratzer von Südwesten
Der Kratzer von Südwesten.
(Vollbild)

Mädelegabel und Hochfrottspitze vom Kratzer gesehen
Mädelegabel und Hochfrottspitze vom Kratzer gesehen
Der Kratzer (2427 m) ist eigentlich ein kaum beachteter Gipfel am Rande des Heilbronner Höhenweges - jede Menge Leute laufen hier täglich vorbei und nur sehr wenige besteigen ihn. Das Gipfelbuch ist noch von 1988 und wird wahrscheinlich auch noch eine Weile dort oben bleiben - so maximal 20-30 Gruppen besteigen ihn pro Jahr.
So erreiche ich den Gipfel nach weglosem Aufstieg über steile Geröllfelder um 11.00 Uhr bei bestem Wetter und geniese die Aussicht.

Doch was nun? Für einen Abstieg ist es noch zu früh und das Wetter verspricht einen langen Tourentag - na gut, die Mädelegabel lockt, auch wenn ich schon vor 5 Jahren einmal oben war, kann ein weiterer Besuch nicht schaden!

 Stau an der Mädelegabel

Beim Abstieg vom Kratzer mußte ich schon ziemlich aufpassen, daß ich niemanden auf dem darunterverlaufenden Heilbronner Höhenweg erschlage, denn langsam steigt die "Verkehrsdichte" kontinuierlich an - dummerweise ist es ja gerade Samstag und bekannterweise ist dann am Heilbronner Höhenweg die Hölle los!

Glücklicherweise hat das anfangs schlechte Wetter viele abgeschreckt - und so hält sich der Trubel gerade noch in Grenzen, viel mehr Leute hätte ich wohl auch nicht vertragen.
Bei den meisten handelt es sich auch eher weniger um ernsthafte Bergsteiger, als um irgendwelche Kegelvereine oder Leute, die einmal in ihrem Leben in den Bergen unterwegs sein wollen und umso lustiger ist das Schauspiel.
Gruppenaufstieg zur Mädelegabel
Gruppenaufstieg zur Mädelegabel.
(Vollbild)

Auf dem Gipfel der Mädelegabel
Auf dem Gipfel der Mädelegabel
Nach rund 20 Minuten erreiche ich gegen 13 Uhr den Gipfel der Mädelegabel (2644 m).
Schon wieder habe ich Glück, denn gerade verläßt eine 10 köpfige Gruppe mit Bergführer den Gipfel und ich bin ganz allein. Kurz darauf erreicht ein weiterer Alleingänger den Gipfel - so hatte ich wenigstens jemand der mich fotografiert und mit dem man ein paar Worte wechseln konnte.

Man riecht aber trotzdem, daß hier täglich hunderte von Leuten den Gipfel besuchen - irgendwer hat scheinbar gegen das Gipfelkreuz gepinkelt! Also verlasse ich schnell diesen unwirtlichen Ort.
Da ich vor 5 Jahren bereits auch schon über den Südwestgrat abgestiegen bin, entscheide ich mich wieder für diese Variante - so entgehe ich wenigstens den Massen, die wieder gen Gipfel stürmen. Vorallem habe ich die Chance (die ich damals nicht genutzt hatte), die Hochfrottspitze zu besteigen - im Gegensatz zur Mädelegabel ein sehr selten besuchter Gipfel und immerhin der dritthöchste der Allgäuer Alpen.

An dieser Stelle verließ ich den vorgesehen Weg des Heilbronners und begab mich in IIer bis teilweise IIIer-Gelände anstatt auf dem "langweiligen" Schwarzmilzferner entlang zu flanieren..


 Übergang von der Mädelegabel zur Hochfrottspitze

Da ich den Südwestgrat bereits vor 5 Jahren mit deutlich mehr Gepäck und deutlich weniger Erfahrung gemacht hatte, dachte ich, es sollte kein großes Problem werden hier wieder runterzukommen. Doch an einer Stelle leistete ich mir einen kleinen Verhauer: man muß einen leicht überhängenden Felskopf absteigen, stattdessen hab ich die Variante über eine Rinne bevorzugt, in die ich seitlich hinabstieg, auf die andere Seite überwechselte und dann auf einem recht luftigen Band auf die Stelle unterhalb des Felskopfes wechselte.
An dieser Stelle ist Micha übrigens 5 Tage vorher umgedreht, da ihm der Abstieg zu riskant erschien, was verständlich ist, wobei der Abstieg von der Hochfrottspitze noch heikler werden sollte.

Was übrigens ganz lustig ist: da auf dem Schwarzmilzferner ständig Leute entlanglaufen, kommt man sich vor wie in einem Theater - und man selber ist der Darsteller, zu dem alle hochstarren!

Nach rund einer halben Stunde war ich dann in der Scharte zwischen Mädelegabel und Hochfrottspitze und brauchte erstmal eine Pause, um meine Nerven etwas vom Abstieg erholen zu lassen.
Gruppenaufstieg zur Mädelegabel
Südwestgrat der Mädelegabel,
rechts der Normalweg über den Ostgrat
(Vollbild)

Die Hochfrottspitze von der Mädelegabel gesehen
Die Hochfrottspitze von der Mädelegabel gesehen.
(Vollbild)
Etwas entspannen kann man sich dann aber auch wieder etwas bei dem Aufstieg zur Hochfrottspitze - nichts besonderes gruseliges erwartet einen hier, wie auch im AV-Führer beschrieben umgeht man den Grat meist auf guten Bändern bzw. läuft einfach auf der Ostflanke entlang.
Anschließend mußte ich nochmal kurz absteigen um zum Hauptgipfel zu gelangen und befand mich endlich gegen 14.15 Uhr auf dem Gipfel der Hochfrottspitze (2649 m) - meinem dritten Gipfel an diesem Tag!

Laut Gipfelbuch war ich der 10. Besucher (bzw. Eintrag) in diesem Jahr - es existieren rund 20 Einträge pro Jahr in dem Buch, also wirklich nicht besonders viel.

Doch nun mußte ich irgendwie wieder runter. Sollte ich über den Ferner absteigen und dann wieder über das Mädelejoch nach Holzgau absteigen? Aber jetzt nachdem ich so weit gekommen war, wollte ich erstmal einen Blick riskieren und mir den Südsüdwestgrat anschauen, der direkt zur Bockkarscharte führt.

Im Führer ist der Grat mit I-II, eine Stelle II+ beschrieben. Die Orientierung ist einfacher als gedacht, da ein paar (undeutliche) Steinmänner den Weg weisen.
An der II+-Stelle hat man die Wahl: links durch eine Rinne oder rechts (dort steht ebenfalls ein Steinmann) über eine sehr ausgesetzte Felsflanke. Diese war meiner Ansicht nach aber eher eine III als eine II+, hinzukommt die Ausgesetztheit in der 80 Grad steilen Flanke und die wenigen Griffe, die zwar alle fest waren, aber nicht besonders vertrauenswürdig aussahen! Zusätzlich muß man nicht nur ca. 4 m abklettern, sondern auch noch 2 m nach links hinüberqueren! Jedenfalls kletterte ich mit aller Vorsicht ganz langsam mit angehaltenem Atem und mulmigem Gefühl Richtung Sicherheit. Diese Stelle war für mich jedenfalls sehr grenzwertig ohne Seilsicherung, denn ein Griffausbruch hat hier meist üble Folgen.
Blick von der Hochfrottspitze Richtung Bockkarkopf
Blick von der Hochfrottspitze Richtung Bockkarkopf
(Vollbild)

Nach der heiklen Stelle geht es nur noch kurz im II. Grad über ein paar Felsen und anschließend ein Geröllfeld hinunter. Hier muß man wieder besonders aufpassen, daß man keinen auf dem unterhalb verlaufenden Höhenweg mit Steinen erschlägt.

An der Bockkarscharte gegen 15.00 Uhr angekommen, machte ich erstmal eine ausgiebige Pause und war froh, keine schwierigen Stellen mehr klettern zu müssen - ich hätte vermutlich nun auch gekniffen, denn nach dieser Stelle war ich nervlich wirklich am Ende.
Allzulang konnte ich die Pause leider nicht werden lassen, da das Wetter sich nun doch wieder deutlich verschlechterte und das allabendliche Gewitter wahrscheinlich nicht lange auf sich warten lies. Doch nachdem ich nun auch den Abstieg von der Hochfrottspitze geschafft hatte, wollte ich auch noch den Rest des Heilbronners machen bzw. bin ich mir nicht sicher, ob ich viel Zeit gespart hätte, wenn ich an dieser Stelle über das Mädelejoch nach Holzgau abgestiegen wäre.

 "Kernstück" des Heilbronners über Bockkarkopf

In der Kleinen Steinscharte
In der Kleinen Steinscharte,
rechts hinten der Große Kasten (Peischelgruppe)
Durch das sich rasch verschlechternde Wetter bin ich das Stück von der Bockkarscharte über den Bockkarkopf (2608 m) - meinem für diesen Tag vierten und letzten Gipfel - zur Kleinen Steinscharte so schnell wie möglich gegangen und erreichte diese nach rund 1,5 Stunden.

An dieser Stelle muß ich leider mal wieder ein negatives Erlebnis mit unseren holländischen Freunden erwähnen, wobei ich nicht sagen will, daß alle Holländer keine Ahnung vom Bergsteigen haben, aber diese öfters negativ auffallen.

Na jedenfalls kamen mir kurz vor der Kleinen Steinscharte gegen 16.30 Uhr ein total vollgepacktes holländisches Paar (die Frau hatte auch noch eine Spiegelreflexkamera so lustig um den Hals baumeln) entgegen und ich fragte sie, wohin sie denn wollen. Da antworteten sie nur: "irgendwohin, wir haben ein Zelt dabei". Spitze. Mit dem Zelt im Gewitter auf dem Heilbronner - das ist natürlich was anderes. ;-)
Ich riet ihnen jedenfalls, wenigstens lieber nur bis zum Waltenberger Haus zu gehen. Die Leute, die ich vorher überholt hatte, haben ihnen scheinbar dann auch nochmal ins Gewissen geredet, jedenfalls hab ich dann beim Abstieg noch so Gesprächsfetzen gehört wie "wo wollt ihr denn noch hin"...

 Expressabstieg nach Holzgau

Kaum war ich gegen 16.45 Uhr von der Kleinen Steinscharte losgegangen, fing es auch schon an zu tröpfeln und ein Gewittergrollen drang aus dem Lechtal zu mir!

Schnell die Regenklamotten an und dann aber nichts wie los, denn ich hatte es wohl doch ein wenig (zeitlich) übertrieben und nun war ein Gewitter ziemlich schnell herangezogen. So nahm ich wirklich die Beine in die Hand und rannte so schnell ich konnte den Berg hinunter - laut Höhenmesser mit teilweise bis 1200 Höhenmeter/Stunde Geschwindigkeit! Nach etwas mehr als einer Stunde hatte ich bereits die Mittlere Schochenalpe erreicht und befand mich somit 900 Meter tiefer wie die Steinscharte.

Das Gewitter hatte sich glücklichweise auch verzogen bzw. ist dem natürlichen Lauf des Lechs gefolgt ohne mich weiter zu belästigen. Selbst die Sonne kam kurz mal raus und bescherte mir einen schönen Regenbogen, den ich leider erst kurz vor dem Verblassen fotografieren konnte.
Jedenfalls konnte ich nun gemütlich die restlichen 5 km und 450 Höhenmeter nach Holzgau zurückwandern und war gegen 19.30 Uhr - 12 Stunden nach meinem Aufbruch - wieder glücklich und heil am Auto angelangt.
Regenbogen mit Großer Krottenkopf und Ramstallkopf
Regenbogen mit Großer Krottenkopf und Ramstallkopf

 Fazit und Übersicht

Alles im allem eine wirklich recht knackige Tour, müssen doch über 2000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, sowie um die 22 km bewältigt werden. Die zweistündige Kletterei an der Mädelegabel und Hochfrottspitze verlangt u.a. wegen Brüchigkeit und Ausgesetztheit außerdem hohe Konzentration.
Sollte jemand das ganze wiederholen wollen, kann ich nur empfehlen, die Tour (bzw. die Kletterpassagen) in umgekehrter Richtung durchzuführen, denn dann müssen die schwierigen Stellen im Aufstieg und die einfachen im Abstieg bewältigt werden.

Der krönende Abschluß wäre natürlich noch eine Besteigung des Hohen Lichts und ein Abstieg durchs Hochalptal gewesen. Das habe ich dann aber beides wegen des Wetters lieber gelassen. Ob ich das Hohe Licht konditionell noch geschafft hätte - ich weiß es nicht. Wenn das Wetter aber super gewesen wäre, wäre der Anreiz sicher entsprechend hoch gewesen und wäre sicher die "perfekte" Heilbronner-Tour gewesen.

Wegpunkt Aufstiegs-Höhenmeter Abstiegs-Höhenmeter Wegstrecke Zeit (ungefähr, inkl. Pausen)
Holzgau (1101 m)
Mädelejoch (1973 m) 870 Hm 6 km 2:00
Kratzer (2427 m) 450 Hm 1,5 km 1:30
Mädelegabel (2644 m) 430 Hm 250 Hm 2,5 km 2:00
Bockkarscharte (2504 m) 100 Hm 250 Hm 1 km 2:15
Kleine Steinscharte (2541 m) 190 Hm 160 Hm 2 km 1:30
Holzgau (1101 m) 1380 Hm 9 km 2:45
Summe 2040 Hm 2040 Hm 22 km 12:00



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